WB mit der FFW Rathenow

Retter in Weiß zu Gast bei Rettern in Blau

Gemeinsame Fortbildung von Rettungsdienst und Notärzten bei der Freiwilligen Feuerwehr

Der Arbeiter-Samariter-Bund erbringt innerhalb der ASB Rettungsdienst Havelland gGmbH im Landkreis Havelland flächendeckend sämtliche Leistungen der bodengebundenen Notfallrettung, des betreuungspflichtigen Krankentransportes und des Wasserrettungsdienstes.

In dieser Eigenschaft sind die Mitarbeiter des Rettungsdienstes zusammen mit den Notärzten in einer Vielzahl von Einsätzen auf die Hilfe und Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehren des Landkreises angewiesen. Sei es in Form technischer Hilfeleistungen bei Verkehrsunfällen, in Form von Bergungsmaßnahmen oder in Form einer Vielzahl anderer Hilfeleistungen die wir als Rettungsassistenten und Rettungssanitäter aber auch als Notärzte nicht genug wertschätzen können. Beispielgebend hierfür war die Bewältigung eines schweren Verkehrsunfalls Anfang Oktober, bei dem unter anderem ein Schulbus verunglückt war. Siebzehn zum Teil schwerverletzte Personen mussten versorgt werden. Ohne die Hilfeleistungen der Frauen und Männer der Feuerwehr wäre die Abwicklung des Unfalls mit Sicherheit nicht so reibungslos abgelaufen. Neben der technischen Rettung konnten sie auch ihre Erste-Hilfe-Fähigkeiten, die sie zuvor in ASB- Kursen erlernt hatten, unter Beweis stellen.Am Samstag den 20.10.2007 wurden die Mitarbeiter des Rettungsdienstes zusammen mit den Notärzten von den Kameradinnen und Kameraden der FFW Rathenow zu einer gemeinsamen Fortbildungsveranstaltung eingeladen. Ziel war es, durch gemeinsames besseres Kennenlernen die Koordinierung der Maßnahmen bei künftigen Einsätzen zu optimieren. Die Mitarbeiter des Rettungsdienstes sollten die einzelnen Möglichkeiten der technischen Rettung und damit die Leistungsfähigkeit der ortsansässigen Feuerwehr kennen lernen. Rayk Sommer, in seiner Eigenschaft als Löschmeister der FFW einerseits, sowie auch als Lehrrettungsassistent beim ASB andererseits hat zusammen mit seinen Kameradinnen und Kameraden diesen Tag akribisch mit sehr viel Fleiß und Engagement vorbereitet.

Während der Begrüßungsansprache durch den Wehrleiter Jörg Eichmann erhielten die Teilnehmer interessante geschichtliche und statistische Informationen über die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr in Rathenow. Danach ging es direkt zu den einzelnen Stationen für die praktischen Demonstrationen. Zunächst ging es darum, eine verletzte Person aus größerer Höhe zu retten. Hierbei kam die Drehleiter DLK 23/12 mit einem installierten Korbtragegestell zum Einsatz. Auch die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten des Rettungsbrettes namens „Spineboard“ wurden in diesem Zusammenhang anschaulich erläutert. Der Ärztliche Leiter des Rettungsdienstes Oberarzt Andreas Kühne ließ es sich nicht nehmen, sich aus einer Höhe von ca. sechzehn Metern mittels eines Rollglisses abseilen zu lassen.

Durch den Kameraden Matthias Wagner wurde der sogenannte „Sprungretter“, der seit einigen Jahren das legendäre Sprungtuch abgelöst hat, vorgeführt und erläutert. Hierbei handelt es sich um ein in sekundenschnelle aufblasbares riesiges Kissen in dem Menschen, die sich in einer bedrohlichen Situation befinden, aus einer Höhe von maximal 16 Metern hineinspringen können. Vorzuziehen ist aber in einer solchen Situation, so Jörg Eichmann, der Einsatz der Drehleiter, sofern es die Gegebenheiten am Einsatzort zulassen.

Die mutigsten unter den „weißen (medizinischen) Rettern“ konnten somit auch unter hohen Sicherheitsvorkehrungen die 30 Meter der ausgefahrenen Drehleiter erklimmen und sich Rathenow bei schönstem Sonnenschein von oben anschauen. Rettungsassistentin Dorothea Güldenpfennig war sichtlich begeistert, aber auch ein wenig erschöpft nachdem sie die 150 Stufen wieder herabstieg: “Ich sehe mit dem heutigen Tag die Arbeit der freiwilligen Kameraden mit anderen Augen. Während der Rettungseinsätze hat man gar nicht die Zeit, sich mit den Höchstleistungen der Feuerwehrleute zu beschäftigen.“

Die nächste Station führte die Retter zu einem PKW, unter dem eine Person lag, die befreit werden musste. Des Weiteren waren dort zwei verletzte Insassen eingeklemmt, die ebenfalls aus dem Gefahrenbereich gerettet werden mussten. Zunächst wurde mittels Hebekissen das Fahrzeug angehoben. Irmgard Fischer, Rettungsassistentin aus der Rettungswache Premnitz, betätigte die Hebel, um Druckluft in das Hebekissen einzublasen. so konnte der Verletzte unter dem Fahrzeug hervorgezogen werden. Durch diese Vorrichtung können Lasten bis zu 40 Tonnen angehoben werden, erläuterte Kamerad Andreas Mertens.

Um die Insassen zu befreien, kamen nun Geräte wie Rettungsschere, Spreizer, Pedalschneider oder Rettungsstempel zum Einsatz. Gerlinde Michalek und André Kretzschmar von der Rettungswache Rathenow machten sich ans Werk, um mit verschiedenen Geräten die Türen des Fahrzeugs zu öffnen, sowie die Scheiben zu zerstören. Dabei war aber jederzeit darauf zu achten, dass die Insassen weiter versorgt werden mussten und auf keinen Fall zusätzliche Verletzungen erleiden durften. Das Fahrzeug wurde zerlegt, woran sich eine Vielzahl der Retter beteiligen durfte. Somit konnten die Verletzten aus dem PKW befreit werden. Nachdem Notärztin Silvia Eisermann die Rettungsschere bediente, war sie schon aufgrund des Gewichtes des Gerätes beeindruckt: „Hut ab, wenn man damit längere Zeit arbeiten muss.“

Sichtlich stolz sind die Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehr auf ein relativ neues Fahrzeug, dem sogenannten LF 20/16. Hierbei handelt es sich um ein Einsatzmittel, welches neben einem 1600-Liter-Löschwassertank eine Vielzahl von Rettungsgeräten mit sich führt. Die Oberlöschmeister Matthias Radicke und Ulf Eichmann demonstrierten unter anderem, wie man mit Hilfe dieses Rettungsmittels Unfall- bzw. Gefahrenstellen in der Dunkelheit ausleuchten kann.

Wie im Fluge ist der Samstagvormittag vergangen. 35 Rettungsdienstmitarbeiter und zwölf Notärzte haben durch die „Retter in Blau“ eine ganze Menge erfahren. „Es war eine sehr lehrreiche Fortbildungsveranstaltung, die wir gerne so oder in einer anderen Form in den nächsten Jahren wiederholen würden“, so Lehrrettungsassistent Roy Strupat.

Zum Abschluss der Veranstaltung setzen sich die blauen und weißen Retter nach einem gemeinsamen, leckeren Mittagessen, für das die Kameradin Ursula Mertens sorgte, für einen Erfahrungsaustausch zusammen. Löschmeister Andreas Mertens brachte es auf den Punkt: „Nur wenn alle an Rettungsmaßnahmen beteiligten Personen Hand in Hand arbeiten, können die Rettungserfolge optimiert werden.“

Karsten Herrmann

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